Sexuelle Orientierung Die innere Erfahrung einer Person mit sexueller, romantischer und emotionaler Anziehung.
Emotionale Anziehung: Emotionale Anziehung meint die Fähigkeit einer Person, starke emotionale Verbindungen zu anderen Menschen zu empfinden, was Gefühle von Empathie, Leidenschaft und Intimität einschließen kann. Und tiefe emotionale Beziehungen zu anderen Menschen aufzubauen, unabhängig davon, ob diese Beziehungen romantischer oder platonischer Natur sind.
Romantische Anziehung: Romantische Anziehung meint das Potenzial einer Person, eine romantische Anziehung zu einem bestimmten Geschlecht oder mehreren Geschlechtern zu empfinden. Romantische Anziehung unterscheidet sich von sexueller Anziehung und beinhaltet Gefühle von Liebe, Leidenschaft und Intimität gegenüber einer anderen Person.
Asexuell: Eine Person, die keine sexuelle Anziehung verspürt.
Bisexuell: Anziehung zu mehr als einem Geschlecht.
Coming out: Der Prozess der öffentlichen Bekanntmachung der eigenen sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.
Demisexuell: Eine Person, die sexuelle Anziehung erst nach dem Aufbau einer starken emotionalen Bindung empfindet.
Schwul: Ein Mann, der sich zu anderen Männern hingezogen fühlt.
Heteroflexibel: Hauptsächlich heterosexuell, kann aber auch gleichgeschlechtliche Beziehungen eingehen.
Inter* oder intergeschlechtlich: Eine Person mit Geschlechtsmerkmalen, die sich von denen eines typischen Mannes oder einer typischen Frau unterscheiden.
Lesbisch: Eine Frau, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlt.
Pansexuell: Eine Person, die sich zu Menschen ungeachtet ihrer Geschlechtsidentität hingezogen fühlt. Dieser Begriff zielt darauf ab, das binäre Geschlecht abzulehnen.
Sapiosexuell: Eine Person, die sich eher von Intelligenz als aufgrund des Geschlechts angezogen fühlt.
Outing: Bekanntmachung von Aspekten der Identität einer Person im Zusammenhang mit ihrer Sexualität oder ihrem Geschlecht, die sie bisher nicht öffentlich gemacht hat.
Questioning (in der Selbstfindungsphase): Prozess der Erforschung und Selbstfindung der Sexualität oder des Geschlechts.
Geschlechtsidentität und Geschlechtsausdruck
Geschlechtsidentität: Sie kann mit dem bei der Geburt zugewiesenen biologischen Geschlecht oder dem von der Gesellschaft zugewiesenen sozialen Geschlecht übereinstimmen, muss aber nicht. Dazu gehört auch das persönliche Körpergefühl, das den Wunsch nach einer Veränderung des Aussehens oder der Funktion des Körpers durch medizinische, chirurgische oder andere Mittel beinhalten kann, aber nicht muss.
Geschlechtsausdruck: Wie eine Person ihr soziales Geschlecht durch Kleidung, Verhalten usw. darstellt.
Geschlechtervielfalt: Gleichberechtigte Vertretung der verschiedenen Geschlechter.
Geschlechterbinarität:Meint die Einteilung aller Menschen in zwei verschiedene Geschlechter: männlich und weiblich. Während viele Kulturen historisch gesehen eine Vielzahl von Geschlechtsidentitäten mit entsprechenden Rollen in der Gesellschaft anerkannt haben, wurden diese Identitäten im Zuge der westlichen Kolonialisierung unterdrückt.
Queer: Eine Person, die sich weder als männlich noch als weiblich oder als eine Kombination aus beiden identifiziert.
Genderfluid: Adjektiv für jemanden, dessen Geschlecht nicht festgelegt ist.
Geschlechterunterdrückung: Systeme, in denen cis Menschen privilegiert sind und trans* oder geschlechtsuntypische Menschen benachteiligt werden.
Agender: Sich als geschlechtslos zu identifizieren.
Cis oder cisgeschlechtlich: Die Geschlechtsidentität stimmt mit dem bei der Geburt zugewiesenen Geschlecht überein.
Trans* oder transgender: Oberbegriff für Menschen, deren Geschlechtsidentität vom biologischen und sozialen Geschlecht abweicht, das ihnen bei der Geburt zugewiesen wurde.
Transition: Der Prozess der Anpassung des eigenen Körpers, des Namens und der rechtlichen Dokumente an die eigene Geschlechtsidentität.
- Soziale Transition: Änderung von Name, Pronomen, Kleidung usw.
- Rechtliche Transition: Aktualisierung von rechtlichen Dokumenten.
- Medizinische Transition: Hormontherapie und/oder Operationen.
Geschlechtsangleichende/bestätigende Behandlung: Medizinische Eingriffe zur Angleichung an die Geschlechtsidentität.
Nicht Binär: Geschlechtsidenität außerhalb der Binarität von männlich und weiblich.
Deadnaming: Verwendung des Geburtsnamen einer trans* Person, wenn diese ihn nicht mehr verwendet.
Chosen Name (Deutsch: selbstgewählter Name): Ein Name, den eine Person wählt, um ihre Geschlechtsidentität widerzuspiegeln.
Dysphorie:Ein tiefes Gefühl des Unbehagens oder der Unzufriedenheit, das entstehen kann, wenn eine Person eine Diskrepanz zwischen ihrem emotionalen oder körperlichen Zustand und ihrer Identität oder ihren Situationen spürt. Der Begriff wird häufig im Zusammenhang mit Geschlechtsdysphorie verwendet, kann aber auch auf andere Zusammenhänge angewandt werden, z. B. auf körperliche oder emotionale Dysphorie, wenn sich jemand mit seinem Aussehen, seiner Situation oder inneren Zuständen unwohl fühlt.
Passing: Wenn man als das Geschlecht wahrgenommen wird, das der eigenen Identität entspricht und nicht dem zugewiesenen Geschlecht.
Drag: Übertriebene, theatralische Darstellung eines sozialen Geschlechts.
Hormonblocker: Medikamente, die die Produktion oder Wirkung von Hormonen im Körper beeinträchtigen.
Binding: Binden und Abflachung des Brustbereichs.
SOGIESC: Akronym (aus den Anfangsbuchstaben mehrerer Wörter gebildetes Kurzwort) für sexuelle Orientierung, Geschlechtsidentität, Geschlechtsausdruck und Geschlechtsmerkmale.
Queer: Der Begriff schließt ein breites Spektrum unterschiedlicher sexueller Orientierungen, geschlechtlicher Identitäten und Ausdrucksformen ein.
QPOC: Queer Person of Color. Deutsch: Queerer Mensch of Color. “of color” ist eine internationale Selbstbezeichnung von Menschen mit Rassismuserfahrungen. Der Begriff kann nicht direkt ins deutsche übersetzt werden. Er positioniert sich gegen Spaltungsversuche durch Rassismus und Kulturalisierung sowie gegen diskriminierende Fremdbezeichnungen durch die weiße Mehrheitsgesellschaft.
Wussten Sie das? Im 19. Jahrhundert bezeichnete man die männliche Homosexualität als Uranismus, abgeleitet vom griechischen Gott Uranus. Er wurde mit einer reinen und erhabenen, fast platonischen Liebe zwischen Männern assoziiert. Leider wurde der Begriff mit negativen Konnotationen verbunden und geriet in Vergessenheit. Später wurde er durch Wort homosexuell ersetzt, das 1868 geschaffen wurde.
Wie wir im folgenden Abschnitt sehen, sind Wörter sehr mächtige Werkzeuge, und mit großer Macht kommt große Verantwortung. Deshalb haben wir eine Tabelle erstellt, in der veraltete Begriffe und ihre modernen Entsprechungen aufgeführt sind, damit Sie auf dem Laufenden bleiben.
Ein Lexikon der weltweiten Geschlechtsidentitäten
Unten sind einige Beispiele aus der Vielzahl von weltweiten Begriffen für Personen mit unterschiedlicher SOGIESC. Die Bedeutungen dieser Begriffe können je nach Region erheblich variieren, und einige werden in bestimmten Kontexten als negativ wahrgenommen. Manche Wörter, die einst abwertend oder als Schimpfwörter genutzt wurden, sind von den betroffenen Communities zurückerobert worden. Während ein Begriff von einigen akzeptiert wird, kann er von anderen anders wahrgenommen werden. Es ist essentiell, das Recht jeder Person auf Selbstidentifikation zu respektieren. Wir möchten Sie ermutigen, Begriffe zu finden, die für Ihre Sprache(n) und Ihren Kontext relevant sind.
Acault: Ein umgangssprachlicher Begriff im Burmesischen (Myanmar) für Personen, die bei der Geburt als männlich eingeordnet wurden und später weibliche Kleidung sowie soziale Rollen übernehmen.
Akava’ine: Ein Begriff für trans* Frauen in der Māori Sprache auf den Cookinseln.
Bakla:Ein Tagalog-Begriff auf den Philippinen, der verschiedene sexuelle und geschlechtliche Identitäten umfasst und sich insbesondere auf Personen bezieht, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurden und weibliche Kleidung, Verhalten und soziale Rollen annehmen.
Burrnesha: Personen in Nordalbanien, die bei der Geburt als weiblich bestimmt wurden, dann eine männliche Geschlechtsidentität annehmen und ein Leben im Zölibat führen. Diese Praxis ist auch als vajzë e betuar bekannt und weist darauf hin, dass das Geschlecht von den Eltern bei der Geburt oder in der frühen Kindheit festgelegt wurde.
Calabai/Calalai/Bissu: Die Bugis-Community in Süd-Sulawesi, Indonesien, erkennt drei biologische Geschlechter (männlich, weiblich, inter*) und fünf Geschlechtsidentitäten (Männer, Frauen, Calabai, Calalai, Bissu) an. Calabai bezeichnet Personen, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurden und Weiblichkeit verkörpern, während Calalai diejenigen sind, die bei der Geburt als weiblich bestimmt wurden und sich männlich ausdrücken. Bissu repräsentiert ein transzendentes Geschlecht, das alle oder keines der Geschlechter in sich vereint und spezifische rituelle Funktionen übernimmt. Bissu werden oft mit Priestern verglichen.
Dee/Tom: In Indonesien, auf den Philippinen und in Thailand sind Dees Frauen, die sich feminin präsentieren und Toms Frauen mit maskulinem Geschlechtsausdruck, die sich zu anderen Frauen hingezogen fühlen.
Fa’afafine: Ein Begriff, der Personen des dritten Geschlechts aus Samoa und der samoanischen Diaspora bezeichnet, ähnlich wie fakaleitī und māhū.
Fakaleitī: Ein tonganischer Begriff für Personen, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurden, sich aber feminin verhalten und ausdrücken, ähnlich wie fa'afafine und māhū.
Guevedoche: Ein Begriff in der Dominikanischen Republik für bestimmte inter* Personen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren.
Hamjensgara: In der Islamischen Republik Iran wird dieser Begriff für Männer verwendet, die sich hauptsächlich zu anderen Männern hingezogen fühlen. Er wird von denjenigen bevorzugt, die sich in die traditionelle iranische Familiendynamik einfügen und nicht als Teil des westlichen LGBTQIA+-Aktivismus gesehen werden möchten.
Hijra: Ein in Südasien, insbesondere in Indien, weit verbreiteter Begriff für Personen, die sich weder als Mann noch als Frau identifizieren, und in manchen Kontexten auch auf Frauen, die bei der Geburt als männlich bestimmt werden. In Pakistan und Nordindien können sie auch als khawaja sara oder zenana bezeichnet werden.
Khanith: Ein omanischer Begriff für eine Person, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurde und sich feminin ausdrückt und verhält. Obwohl der Begriff in der Vergangenheit als abwertend war, haben einige Personen ihn übernommen.
Kuchu: Ein umgangssprachlicher Begriff für Homosexuelle in Uganda, der negativ war, aber von einigen Mitgliedern der Gemeinschaft wieder aufgegriffen wurde.
Māhū: Dieser Begriff bedeutet wörtlich „in der Mitte“ und wird in den Kulturen von Hawaii (Kanaka Maoli), Māori (Neuseeland), Ma'ohi (Tahiti) und anderen französisch-polynesischen Kulturen verwendet, um Personen des dritten Geschlechts mit traditionellen spirituellen und sozialen Rollen zu bezeichnen, ähnlich wie Fakaleiti und Fa'afafine.
Mashoga: Ein Suaheli-Begriff aus Kenia, der eine Vielzahl von Geschlechtsidentitäten bezeichnet. Er wird in erster Linie für schwule Männer verwendet, gilt aber auch für Personen, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurden und ihre Weiblichkeit ausdrücken oder sich als nicht-binär identifizieren.
Metis: In Nepal bezeichnet dieser Begriff Personen, denen bei der Geburt ein männliches Geschlecht zugewiesen wurde, die aber eine weibliche Geschlechtsidentität oder Geschlechtsausdruck haben.
Mithli: Dieser arabische Begriff ist eine Kurzform von mithli al-jins und bezeichnet eine Person, die sich in erster Linie zum gleichen Geschlecht hingezogen fühlt. Er gilt nicht als abwertend.
Motsoalle: Ein Basotho-Begriff aus Lesotho für eine Frau in einer gesellschaftlich akzeptierten Langzeitbeziehung mit einer anderen Frau, die auch körperliche Intimität beinhalten kann. Beide Frauen haben auch noch heterosexuelle Partnerschaften.
Muxe: Bei den Zapoteken auf der mexikanischen Halbinsel Oaxaca bezieht sich muxe (oder muxhe) traditionell auf Personen, die bei der Geburt als männlich bestimmt wurden und ihre Weiblichkeit zum Ausdruck bringen. In den letzten Jahren wurde der Begriff auch mit schwulen Männern in Verbindung gebracht.
Shuga/Bujaina: Die bevorzugten Bezeichnungen für schwule Männer (shuga) und Lesben (bujaina) in Tansania.
Sistergirl/Brotherboy:Begriffe zur Beschreibung indigener trans* Personen in den Gemeinschaften der Queensland Aborigines und Torres Strait Islander in Australien. Ein Sistergirl (oder Sistagirl) ist eine Person, die von Geburt an männlich ist und sich als Frau identifiziert, während ein Brotherboy eine Person ist, die von Geburt an weiblich ist und sich als Mann identifiziert. Sistergirls übernehmen in der Regel weibliche Rollen innerhalb ihrer Gemeinschaft, während Brotherboys männliche Rollen einnehmen.
Skesana: Ein IsiNgqumo-Begriff, der von Bantu-Sprechern im südlichen Afrika und in Simbabwe verwendet wird, um Personen zu beschreiben, die bei der Geburt als männlich eingestuft wurden, sich aber mit einem weiblichen Geschlecht identifizieren oder ihre Weiblichkeit zum Ausdruck bringen. In derselben Sprache bezieht sich injonga auf männliche schwule Männer.
Takatāpui (Takataapui): Ein Māori-Begriff, der sich ursprünglich auf einen gleichgeschlechtlichen Partner bezog. Er hat sich zu einem Oberbegriff entwickelt, der verschiedene sexuelle Ausrichtungen und Geschlechtsidentitäten umfasst und gleichzeitig die indigene Identität einbezieht. Weitere Māori und pazifische Begriffe für Geschlechtsidentität in Neuseeland sind aikāne, akava'ine, fa'afafine, faafatama, fakafifine, fakaleiti, māhū, palopa, tangata ira tāne, vakasalewalewa und whakawahine.
Tida wena: Ein Begriff für die two-spirit (Zwei-Geister) Identität der Warao, einer indigenen Kultur in der Bolivarischen Republik Venezuela. Er beschreibt Personen, die sich nicht strikt als männlich oder weiblich identifizieren und von denen man annimmt, dass sie zwei Geister besitzen. Sie übernehmen oft die Rolle eines Schamanen.
Travesti: Ein vielschichtiger spanischer Begriff, dessen Bedeutung je nach Kontext und Region variieren kann. In Südamerika, insbesondere in Argentinien, Brasilien und Peru, wird er häufig verwendet. Er bezeichnet Personen, die bei der Geburt als männlich eingestuft wurden und eine Geschlechtsidentität entwickeln, die sich an den Ausdrucksformen der Weiblichkeit orientiert. Ursprünglich bezog sich der Begriff auf Cross-Dressing, hat sich aber auf Personen ausgeweitet, die täglich als Frauen leben.
| Überholter Begriff |
Empfohlener Begriff |
Warum? |
| Homosexuell |
schwul oder lesbisch |
Die Verwendung dieses Wortes ist nicht unbedingt falsch oder verletzend, aber man sollte nicht verallgemeinern! Junge Menschen neigen dazu, sich lieber mit konkreteren Bezeichnungen zu identifizieren. |
| Transvestite |
Cross-dresser |
Dieser Begriff wird oft als inklusiver angesehen, da er keine Annahmen über die Geschlechtsidentität oder die sexuelle Orientierung einer Person macht. |
| Hermaphrodit |
Inter* oder intergeschlechtlich |
Es ist die bevorzugte Bezeichnung für Personen, die mit Geschlechtsmerkmalen geboren werden, die nicht dem typischen männlichen oder weiblichen Muster entsprechen. Er ist wesentlicher und zutreffender als „Hermaphrodit“, was ein veralteter und potenziell stigmatisierender Begriff ist. |
| Sexuelle Präferenz |
Sexuelle Neigung oder Orientierung |
„Sexuelle Präferenz“ ist ein älterer Begriff, der impliziert, dass sexuelle Anziehung eine Wahl oder Vorliebe ist. |
| Transsexuelll |
Trans* oder Transgender |
Trans* oder Transgender ist ein weiter gefasster Begriff, der ein breiteres Spektrum von Geschlechtsidentitäten umfasst, einschließlich nicht-binärer Personen, die keine körperliche Umwandlung wünschen oder vornehmen lassen.. |
| Geschlechtsumwandlung |
Geschlechtsangleichung |
Dieser Begriff betont die Bejahung der eigenen Geschlechtsidentität und nicht eine Änderung des Geschlechts. |
Interaktive Übung 1: