Klassenzimmermanagement und Konfliktlösung

EINFÜHRUNG INS THEMA

Aufbauend auf dem in Modul 3 vorgestellten Wissen über inklusive Lernumgebungen erwerben Pädagog*innen in diesem Modul neue Kompetenzen im Bereich des Klassenmanagements und der Konfliktlösung. Der gewählte Ansatz bietet Lehrkräften Orientierung, wie mit anti-LGBTQIA+-Verhalten auf verschiedenen Ebenen und in unterschiedlichen Phasen umzugehen ist. Konflikte können verhindert oder vor einer Eskalation entschärft werden. Sollte jedoch jede Präventionsmaßnahme scheitern, können Konfliktstrategien eingesetzt werden, gefolgt von Unterstützung sowohl für die betroffene Person als auch für die Verursacher*innen. All dies findet in einem Umfeld statt, das durch offizielle Richtlinien der Bildungseinrichtung unterstützt wird.

ZU ERWARTENDE LERNERGEBNISSE
Am Ende dieses Moduls wird die Lehrkraft in der Lage sein,
  • Konfliktprävention zu betreiben und präventive Strategien einzusetzen
  • Diskriminierungs- und/oder Konfliktfälle zu erkennen
  • Strategien zur Entschärfung und Lösung von Konflikten zu erarbeiten
  • LGBTQIA+ Lernende bei möglichen Konflikten zu unterstützen
  • von der institutionellen Unterstützung der Bildungseinrichtung profitieren



1. Konfliktprävention und präventive Strategien
Wie wir im Modul 3 gesehen haben, ist es in Bildungs- und Ausbildungseinrichtungen wichtig, ein inklusives Lernumfeld zu schaffen und aufrechtzuerhalten. Dennoch wäre es naiv zu glauben, dass selbst das inklusivste System alle Fälle von Diskriminierung verhindern kann. Daher ist es sinnvoll, dass Lehrkräfte und das Schulmanagement sich der Risiken bewusst sind und wissen, wie sie eine Reihe von Strategien einsetzen können, um Konfliktsituationen im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Lernenden und -Lehrkräften zu verhindern, zu lösen und aus ihnen zu lernen.


Die Einstellung der Lehrkräfte zur Vielfalt und insbesondere zu LGBTQIA+ Lernenden.
Die Schaffung inklusiverer Schulcurricula ergibt sich aus der Notwendigkeit von Repräsentation und Gerechtigkeit im Bildungsbereich. Das Fehlen repräsentativer Texte im Unterricht ist eine Form der Ausgrenzung, die LGBTQIA+-Lernende unsichtbar macht und ihre Identitäten infrage stellt. Diese Unsichtbarkeit marginalisiert nicht nur diese Lernenden, sondern beeinflusst auch, wie sie von anderen wahrgenommen werden und trägt so zur Aufrechterhaltung von Queerfeindlichkeit bei. Das Curriculum ist laut kritischer Pädagogik nicht neutral, sondern ein Spiegelbild gesellschaftlicher Werte und Ideologien. Als dialogisches Werkzeug formt und vermittelt das Curriculum politische und soziale Botschaften, die oft dominante kulturelle Normen stärken und andere marginalisieren.

Bildungseinrichtungen spielen durch die selektive Aufnahme oder den Ausschluss bestimmter Texte eine entscheidende Rolle bei der Gestaltung gesellschaftlicher Narrative. Die Entscheidungen darüber, welche Geschichten es wert sind, erzählt zu werden, unterstreichen die Notwendigkeit von Inklusivität in Curricula, um sicherzustellen, dass alle Mitglieder der Gesellschaft repräsentiert werden. Die Aufnahme von LGBTQIA+-Elementen in den Lehrplan wird als ein notwendiger Schritt hin zu einer gerechteren und gleichberechtigteren Gesellschaft angesehen. Doch die bloße Ergänzung solcher Elemente reicht für einen bedeutungsvollen Wandel nicht aus. Wissenschaftler wie Banks (1995) und Winans (2006) plädieren für eine Transformation des Curriculums statt eines additiven Ansatzes. Das einfache Hinzufügen vielfältiger Materialien ohne eine kritische Überprüfung der Machtstrukturen und kulturellen Annahmen, die in traditionellen Curricula verankert sind, riskiert die Aufrechterhaltung des Status quo.

Einige argumentieren, dass es für eine echte Auseinandersetzung mit Fragen der sexuellen Orientierung und Geschlechtsidentität in Bildungseinrichtungen eine tiefgreifendere Transformation braucht – eine, die binäre Modelle von Sexualität infrage stellt und sich mit Machtstrukturen auseinandersetzt. Lehrkräfte müssen eine „queere Pädagogik“ übernehmen, die diese Binaritäten aufbricht und ein kritisches Verständnis von Sexualität und Identität fördert. Dieser Wandel erfordert mehr als nur Toleranz; er verlangt von Lehrkräften, sich aktiv mit heteronormativen Praktiken auseinanderzusetzen und diese zu hinterfragen.

Für einen nachhaltigen Wandel müssen Lehrkräfteausbildungsprogramme eine zentrale Rolle spielen. Aus- und Weiterbildungsprogramme sollten sich auf intellektuelle Freiheit, die Auswahl von Lehrmaterialien und den Umgang mit Herausforderungen in Bezug auf inklusive Curricula konzentrieren. Online-Workshops und Ressourcen, insbesondere für Lehrkräfte in ländlichen Regionen, könnten dabei wertvolle Unterstützung bieten.

Darüber hinaus ist Forschung erforderlich, um zu untersuchen, wie Lehrkräfte ihre Unsicherheiten und Ängste im Umgang mit LGBTQIA+-Themen im Unterricht überwinden können. Indem man Lehrkräften die Werkzeuge, Ideen und Verbündeten an die Hand gibt, die sie benötigen, können sie besser darin unterstützt werden, marginalisierte Lernende zu fördern. Letztlich ist eine Transformation der Bildungspraktiken unerlässlich, wenn Bildungseinrichtungen tatsächlich alle Lernenden wertschätzen und unterstützen wollen – unabhängig von ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität.

Weitere Materialien:
☍ journals.sagepub.com



Vielfalt in eine positive Ressource umwandeln
Vielfältige Klassenzimmer fördern offene Diskussionen und begrüßen unterschiedliche Meinungen. Durch die Förderung konstruktiver Debatten können verschiedene Perspektiven nebeneinander bestehen, ohne dem Druck zu unterliegen, sich an eine einzige „richtig oder falsch“-Denkrichtung halten zu müssen. In solchen Umgebungen werden Lernende ermutigt, vielfältige Standpunkte zu äußern und es wird verdeutlicht, dass viele Themen im „grauen“ Bereich liegen – eine wichtige Erkenntnis für den Erfolg.

Ein Beispiel: Ein*e Lernende*r, die/der die einzige Person ist, die eine bestimmte Identität repräsentiert, könnte sich während Diskussionen isoliert und entfremdet fühlen, aus Angst, ausgegrenzt zu werden. In einem Klassenzimmer jedoch, das eine Vielfalt an Perspektiven und Identitäten einschließt, könnte diese Person mehr Selbstvertrauen entwickeln, ihre Ansichten zu teilen, da sie weiß, dass unterschiedliche Meinungen in diesem Raum wertgeschätzt werden.


Neugierig bleiben und eigene Überzeugungen hinterfragen
Neugierig bleiben und eigene Überzeugungen hinterfragen (Lehrkräfte und Lerner)
Als Fortsetzung vom Modul 3 kann man die Bedeutung von Staunen, Neugier und Offenheit in der Bildung nicht oft genug betonen, insbesondere im Hinblick auf die Herausforderung der starren Vorstellungen, die den pädagogischen Diskurs häufig dominieren. Eine kritische, reflektierende Haltung gegenüber neuen Bildungstrends einzunehmen, ermöglicht es uns, „Best Practice“-Vorgaben nicht unreflektiert zu übernehmen, sondern vielmehr einen sinnvollen Dialog zu führen, die Evidenz zu prüfen und darüber nachzudenken, wie verschiedene Ansätze mit den eigenen Werten der Lehrkräfte und den Bedürfnissen ihrer Lernenden übereinstimmen. Lehrkräfte sollten Fragen stellen, nach Gemeinsamkeiten suchen und neugierig bleiben, anstatt in Zynismus oder starren Denkweisen zu verfallen. Offen für neue Ideen zu bleiben, während man diese kritisch hinterfragt, ist essenziell für berufliches Wachstum und die Aufrechterhaltung einer dynamischen, Lerner*innenzentrierten Lernumgebung. Pädagog*innen müssen ihre Praktiken kontinuierlich weiterentwickeln und anpassen, anstatt sich auf festgefahrene Überzeugungen darüber einzulassen, was am besten funktioniert.

Staunen und Neugier sind das Gegenmittel zur Orthodoxie, die Innovation und Wachstum in der Bildung ersticken kann. Indem Lehrkräfte Neugier und Dialog fördern, können sie die Komplexität des Lehrens auf eine Weise navigieren, die bedeutungsvolle und tiefgehende Lernerfahrungen für alle ermöglicht. Aufbauend auf den Inhalten zu Vorurteilen, Voreingenommenheit und Inklusion von Modul 3, versuchen wir nun eine kleine Übung zur Selbstreflexion. Denken Sie an ein Konzept, das Sie kürzlich verärgert hat – vielleicht eine Konfrontation von Ideen – und betrachten Sie es erneut durch die folgenden Fragen. Überlegen Sie, welche Gefühle es in Ihnen auslöst und warum.

Wie hinterfragt man eigene Überzeugungen?
  1. Wann habe ich zum ersten Mal angefangen, zu glauben?
  2. Wer hat mir beigebracht?
  3. Habe ich diese Überzeugung jemals hinterfragt oder mich aus verschiedenen Quellen dazu informiert?
  4. Was würde es für mich und andere bedeuten, wenn ich meine Meinung zu diesem Thema ändern würde?
  5. Habe ich dieses Thema jemals mit jemandem diskutiert, der anderer Meinung ist oder es anders sieht?

weitere Materialien:
☍ jkathmurdoch.com.au



Schaffung von Kontaktmöglichkeiten zwischen Vertreter*innen verschiedener Gruppen
Schaffung von Kontaktmöglichkeiten zwischen Vertreter*innen verschiedener Gruppen, um eine Perspektive für die gegenseitige Inklusion und Diskriminierung zu gewinnen, um nach Gemeinsamkeiten, verbindenden Faktoren und Werten zu suchen
Die Schaffung von Gelegenheiten für den Kontakt zwischen Vertreter*innen verschiedener Gruppen, um Perspektiven zu gegenseitiger Inklusion und Diskriminierung zu gewinnen, ist entscheidend, um Verständnis zu fördern, Vorurteile abzubauen und soziale Harmonie zu stärken. Solche Interaktionen ermutigen Menschen, über Stereotype und Vorurteile hinauszugehen und gemeinsame menschliche Erfahrungen und Werte zu erkennen.

Wenn Menschen aus verschiedenen Gruppen miteinander in Kontakt treten, stellt dies bestehende Stereotype und vorgefasste Meinungen infrage. Face-to-Face-Interaktionen bieten die Möglichkeit, andere zu vermenschlichen und als ganzheitliche Personen zu verstehen. In solchen Kontexten geteilte persönliche Erfahrungen überwinden Barrieren und fördern Empathie und Verständnis. Durch den Austausch können Mitglieder unterschiedlicher Gruppen erkennen, dass viele ihrer Ängste oder Annahmen über einander unbegründet sind.

Der Kontakt zwischen verschiedenen Gruppen ermöglicht es den Individuen, direkte Berichte und Erfahrungen über Diskriminierung und Ausgrenzung zu hören. Diese persönlichen Erzählungen helfen den Teilnehmenden, die emotionalen und psychologischen Auswirkungen von Diskriminierung zu verstehen. Wenn Menschen die Geschichten anderer hören, beginnen sie, Empathie zu empfinden und erkennen die Ungerechtigkeiten, denen marginalisierte Gruppen ausgesetzt sind. Dieses gegenseitige Verständnis ist der erste Schritt, um systemische Ungleichheiten anzugehen und eine inklusivere Gesellschaft zu fördern.

Obwohl Menschen aus unterschiedlichen kulturellen, religiösen oder ethnischen Hintergründen kommen, teilen sie oft gemeinsame Wünsche, Werte und Anliegen. Durch die Schaffung von Dialogmöglichkeiten können die Teilnehmenden diese verbindenden Faktoren entdecken – sei es das Verlangen nach Sicherheit, Bildung, Gleichberechtigung oder Wachstumschancen. Das Erkennen dieser gemeinsamen Werte fördert Solidarität und ein Gemeinschaftsgefühl, wodurch die "Wir gegen Ihr"-Mentalität verringert wird. Diese Erkenntnis ebnet den Weg für Zusammenarbeit und Kooperation im Hinblick auf gemeinsame Ziele.

Eine Bildungseinrichtung, die den Austausch zwischen verschiedenen Gruppen fördert, stärkt ihr soziales Gefüge. Sie reduziert Spaltungen, regt zur Zusammenarbeit an und fördert gegenseitigen Respekt. Wenn Menschen sehen, dass ihre Anliegen von anderen anerkannt werden – unabhängig von ihrem Hintergrund – sind sie eher bereit, zusammenzuarbeiten. Diese Einheit verringert die soziale Fragmentierung und fördert eine kohärentere und harmonischere Gesellschaft, in der Vielfalt als Vorteil und Stärke und nicht als Konfliktquelle gesehen wird.

Menschen aus verschiedenen Gruppen zusammenzubringen, um über gegenseitige Inklusion und Diskriminierung zu sprechen, fördert den Austausch von Ideen und Erfahrungen, was zu innovativeren und effektiveren Lösungen führen kann. Unterschiedliche Perspektiven bieten neue Einsichten in Herausforderungen im Zusammenhang mit Diskriminierung, was zu umfassenderen Strategien zur Bekämpfung von Ungleichheit führt. Vielfalt im Denken stärkt die Kreativität und die Fähigkeit, Probleme aus verschiedenen Blickwinkeln zu betrachten, was sowohl den Einzelnen als auch der Gesellschaft insgesamt zugutekommt.

Wenn Individuen mit anderen in Kontakt treten, die unterschiedliche Formen von Diskriminierung erfahren haben, werden sie sich der Herausforderungen, mit denen verschiedene Gruppen konfrontiert sind, bewusster. Dieses Bewusstsein fördert ein Gefühl der Verantwortung und ermutigt zu einer aktiven Teilnahme an den Bemühungen zur Förderung von Inklusion und Gleichberechtigung. Die Teilnehmenden dieser Dialoge werden eher zu Befürworter*innen sozialer Gerechtigkeit und arbeiten daran, Diskriminierung in ihren Gemeinschaften und darüber hinaus zu bekämpfen.

Missverständnisse zwischen verschiedenen Gruppen entstehen häufig durch Unwissenheit oder mangelnde Auseinandersetzung gegenüber unterschiedlichen Perspektiven. Durch die Förderung von Kontakt und Dialog können Bildungseinrichtungen die sozialen Spannungen verringern, die aus diesen Missverständnissen hervorgehen. Wenn Menschen konstruktive Gespräche führen, sind sie eher in der Lage, Konflikte friedlich und kooperativ zu lösen. Dies kommt nicht nur den Individuen in der Bildungseinrichtung zugute, sondern trägt auch zu einer friedlicheren und stabileren Gesellschaft bei.

Die Schaffung von Kontaktmöglichkeiten zwischen Vertreter*innen verschiedener Gruppen, um gegenseitige Inklusion und Diskriminierung zu thematisieren, ist ein kraftvolles Mittel zur Förderung von Verständnis, Empathie und gesellschaftlichem Zusammenhalt. Durch die Förderung von Dialog können Menschen Stereotype überwinden, Gemeinsamkeiten erkennen und gemeinsam auf eine inklusivere und gerechtere Gesellschaft hinarbeiten. In einer zunehmend vielfältigen Welt sind diese Interaktionen entscheidend für die Förderung von Zusammenhalt, Gleichberechtigung und Frieden.

Werden in Ihrer Schule oder Ausbildungseinrichtung Pädagogen regelmäßig darin geschult, Vielfalt aktiv und positiv anzusprechen? Oder wird Vielfalt nur dann thematisiert, wenn sie zu einem Problem wird? Und warum?

  • Die Gratwanderung zwischen informellem Verhältnis zu Lernenden und der Wahrung von Grenzen innerhalb eines institutionellen Rahmens
  • Lehrkräfte stehen unter Druck, ständig für Lernende verfügbar zu sein. Das Setzen von Grenzen – physischer, emotionaler und mentaler Art – hilft, Konflikte und Rollenkonflikte zu vermeiden, während Professionalität und die Selbstständigkeit der Lernenden gefördert werden. Grenzen sollten frühzeitig gesetzt, angemessen vorgelebt und je nach Reifegrad der Lernenden und den Umständen angepasst werden.
  • Lehrkräfte sollten ihre Rolle klar definieren (Lehrkraft, nicht Freund*in oder Berater*in) und Grenzen im Hinblick auf Kommunikation und persönliche Offenlegung wahren. Wenn Grenzen überschritten werden, ist es wichtig, einfühlsam, aber bestimmt zu reagieren. Klare Grenzen reduzieren Ängste und helfen den Lernenden, Rollen in Beziehungen zu verstehen, was sie auf professionelle Interaktionen außerhalb des Klassenzimmers vorbereitet.
  • Flexibilität ist ebenfalls wichtig, um auf die individuellen Bedürfnisse von Lernenden einzugehen, während gleichzeitig Arbeitszeiten und persönliche Zeit geschützt bleiben. Fortbildungen können Lehrkräfte dabei unterstützen, ihre Fähigkeiten im Setzen von Grenzen zu verfeinern, was sowohl den Erfolg der Lernenden als auch das Wohlbefinden der Lehrkräfte fördert.
    • Weitere Materialien:
      ☍ hbsp.harvard.edu



2. Frühwarnsystem zur rechtzeitigen Erkennung von Konflikten
Sichtbare und weniger sichtbare Anzeichen für potenzielle Konflikte
In einem schulischen Umfeld können potenzielle Konflikte im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Themen auf sowohl sichtbare als auch weniger sichtbare Weise auftreten. Das Erkennen dieser Anzeichen kann Lehrkräften und Administrator*innen helfen, Konflikte anzugehen und zu verhindern, wodurch ein inklusiveres und unterstützenderes Umfeld für alle Lernenden gefördert wird.

Sichtbare Anzeichen eines potenziellen Konflikts
Mobbing oder Belästigung gegenüber LGBTQIA+-Lernenden kann sich in direkten verbalen oder körperlichen Handlungen äußern. Dies umfasst oft Beschimpfungen, Beleidigungen oder sogar körperliche Gewalt, die darauf abzielt, die Lernenden aufgrund ihrer geschlechtlichen Identität oder sexuellen Orientierung herabzuwürdigen. Eine besonders schädliche Form dieses Verhaltens ist der Einsatz von Schimpfwörtern oder abwertender Sprache, die gezielt gegen ihre Identität gerichtet ist und so zu einem feindseligen Umfeld beiträgt.

Auch Ausgrenzung und soziale Isolation stellen erhebliche Probleme für LGBTQIA+-Lernende dar. Viele werden bewusst aus sozialen Gruppen, Aktivitäten oder Veranstaltungen ausgeschlossen, während andere Cliquen bilden, die die Feindseligkeit und Diskriminierung aufgrund der sexuellen Orientierung oder geschlechtlichen Identität verstärken. Diese Ausgrenzung kann das Zugehörigkeitsgefühl und das allgemeine Wohlbefinden der Lernenden erheblich beeinträchtigen.

Vandalismus oder der Einsatz von Hasssymbolen ist eine weitere erschreckende Form der Diskriminierung. LGBTQIA+-Lernende können mit Graffiti oder Beschädigungen von Schuleigentum konfrontiert werden, die queerfeindliche Botschaften oder Symbole enthalten. Zerstörungsakte können sich auch gezielt gegen LGBTQIA+-Ressourcen oder -Materialien richten, wie zum Beispiel Regenbogenflaggen oder Poster, die die Inklusivität fördern sollten. Dadurch wird das Gefühl von Sicherheit und Unterstützung in der Bildungseinrichtung weiter geschwächt.

In einigen Fällen sehen sich LGBTQIA+-Schulveranstaltungen oder -Programme, wie etwa Pride-Wochen, inklusive Lehrpläne oder LGBTQIA+-Clubs, organisierter Opposition oder Protesten ausgesetzt. Auch störendes Verhalten während Diskussionen oder Aktivitäten, die LGBTQIA+-Themen behandeln, kann auftreten und zusätzliche Hindernisse für einen konstruktiven Dialog und Fortschritt schaffen.

Schließlich entstehen häufig öffentliche Debatten und Spannungen in verschiedenen Kontexten, einschließlich Klassenzimmern, Versammlungen oder Online-Foren, in denen hitzige Diskussionen über LGBTQIA+-Rechte oder geschlechtliche Identität stattfinden. Diese Konflikte können sich auch außerhalb der Schulgemeinschaft ausweiten, wenn Eltern oder Gemeindemitglieder gegen inklusive Maßnahmen wie geschlechtsneutrale Toiletten oder die Einführung von LGBTQIA+-Bildungsinhalten protestieren. Dies erschwert die Bemühungen, ein inklusives Umfeld zu schaffen, zusätzlich.

Weniger sichtbare Anzeichen eines potenziellen Konflikts
Mikroaggressionen sind subtile, oft unbeabsichtigte Bemerkungen oder Handlungen, die LGBTQIA+-Personen herabsetzen oder entfremden. Dazu gehört beispielsweise, die Geschlechtsidentität einer lernenden Person in Frage zu stellen oder Annahmen über deren sexuelle Orientierung zu treffen. Solches Verhalten zeigt sich auch in der Verwendung geschlechtsspezifischer Sprache oder durch Stereotype von Lehrkräften oder Lernenden, die LGBTQIA+-Identitäten ausschließen oder marginalisieren können – oft ohne bewusste Absicht.

Emotionale Rückzugsstrategien oder Vermeidungsverhalten sind häufige Reaktionen unter LGBTQIA+-Lernenden, die sich in ihrer schulischen Umgebung unsicher oder nicht unterstützt fühlen. Dies kann sich in Form von Desinteresse an schulischen Aktivitäten, einer Zurückhaltung bei der Teilnahme oder Anzeichen von Depressionen und Angstzuständen äußern. In einigen Fällen zeigen Lernende Unbehagen oder Unwohlsein in Bezug auf LGBTQIA+-Themen, sprechen ihre Gefühle jedoch nicht offen an, was ihre Isolation zusätzlich verstärkt.

Auch der Ausschluss von LGBTQIA+-Themen aus dem Lehrplan trägt zur Marginalisierung bei. Wenn Themen, Personen oder Geschichte im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Gemeinschaften in Unterrichtsdiskussionen, Lehrbüchern oder anderen Materialien fehlen, kann dies zu Gefühlen der Unsichtbarkeit oder Auslöschung führen. Manche Lehrkräfte vermeiden oder übergehen LGBTQIA+-Themen in Fächern wie Gesundheit, Geschichte oder Sozialkunde, wodurch wichtige Aspekte von Identität und Gesellschaft unbeachtet bleiben.

LGBTQIA+-Lernende zögern oft, Hilfe zu suchen, wenn sie Mobbing oder Belästigung ausgesetzt werden. Diese Zurückhaltung resultiert häufig aus der Angst, dass ihre Anliegen nicht ernst genommen werden oder dass das Melden von Vorfällen zu weiterer Stigmatisierung führt. Darüber hinaus fehlt es oft an sichtbaren und zugänglichen LGBTQIA+-freundlichen Unterstützungssystemen wie Beratungsdiensten oder Interessenvertretungen, sodass die Lernenden ohne die nötigen Ressourcen alleine dastehen.

Passive Widerstände äußern sich darin, dass Mitarbeitende oder Lernende LGBTQIA+-Initiativen subtil untergraben. Es kann zum Beispiel sein, dass sie die Inklusionsbemühungen nicht aktiv unterstützen, LGBTQIA+-Themen mit Humor abtun oder sich einfach nicht an die Richtlinien zur Förderung der Inklusivität halten. Dazu kann die falsche Verwendung von Pronomen gehören oder die Weigerung, sich mit LGBTQIA+ Themen im Lehrplan zu befassen, was ein subtiles, aber bedeutendes Hindernis für den Fortschritt darstellt.

Stereotypisierung oder Tokenismus trivialisieren die Erfahrungen von LGBTQIA+- Lernenden, -Lehrenden oder -Themen noch weiter. Stereotype setzen voraus, dass alle LGBTQIA+-Personen gleich sind, und reduzieren ihre komplexen Erfahrungen auf vereinfachte Narrative. Tokenhafte Gesten der Unterstützung, wie oberflächliche Anerkennung von Pride-Events ohne echte Verpflichtung oder Engagement, können ebenfalls Bemühungen untergraben, ein inklusiveres und unterstützenderes Umfeld zu schaffen.

Von der Erkennung zur Reaktion
Das Erkennen von sichtbaren und weniger sichtbaren Anzeichen für potenzielle Konflikte ist entscheidend für die Schaffung eines sicheren und inklusiven Schulumfelds. Bildungseinrichtungen können diese Probleme durch klare Anti-Mobbing-Richtlinien, Personalschulungen, inklusive Lehrpläne und durch die Förderung eines offenen Dialogs über Vielfalt und Respekt für alle Lernenden angehen.

Welche der folgenden Situationen können als Mikroaggression bezeichnet werden?


Mögliche Präventionsmaßnahmen
Mögliche Präventionsmaßnahmen im Umgang mit unbestätigten oder anonymen Berichten über Konflikte im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Lernenden
Der Umgang mit anonymen oder unbestätigten Meldungen von LGBTQIA+-Konflikten in Bildungseinrichtungen erfordert einen durchdachten, sorgfältigen und fairen Ansatz. Das Fehlen direkter Beweise oder identifizierbarer Quellen kann Ermittlungen erschweren, dennoch müssen Bildungseinrichtungen die Sicherheit und das Wohlergehen der Lernenden priorisieren und dabei Fairness für alle Beteiligten gewährleisten. Es ist wichtig, alle Meldungen ernst zu nehmen, auch wenn sie anonym oder unklar sind. Wenn ein Problem einfach abgetan wird, kann dies dazu führen, dass künftige Meldungen entmutigt werden und schädliches Verhalten fortbestehen kann. Darüber hinaus ist es von entscheidender Bedeutung, die Anonymität von Lernenden zu respektieren, die sich unsicher fühlen oder Vergeltung fürchten, und ihre Privatsphäre zu schützen, während das Problem angegangen wird.

Ein sicheres Umfeld für Meldungen zu schaffen, ist entscheidend. Bildungseinrichtungen sollten vertrauliche und sichere Möglichkeiten fördern, damit Lernende ihre Anliegen äußern können – zum Beispiel durch anonyme Briefkästen, Online-Formulare oder vertrauenswürdige Ansprechpersonen. Es muss ein Klima des Vertrauens geschaffen werden, damit die Lernenden wissen, dass ihre Anliegen mit Sorgfalt und Respekt behandelt werden. Das Engagement der Bildungseinrichtung für Inklusion und Antidiskriminierung sollte immer wieder betont werden.

Wenn ein Hinweis eingeht, ist eine Voruntersuchung unerlässlich. Es ist sinnvoll, erst mal so viele Infos wie möglich zu sammeln – auch aus anonymen Quellen. Dabei kann man schauen, ob es Muster gibt, z. B. durch Beobachtungen, Aussagen von Zeug*innen oder Veränderungen im Verhalten von Lernenden. Gespräche mit Lernenden und Mitarbeitenden, ohne direkt Vorwürfe zu machen, können ebenfalls helfen, ein klareres Bild zu bekommen. Auch frühere Beschwerden oder Diskussionen in sozialen Medien können Hinweise geben.

Das aktive Angehen des Schulklimas ist ein weiterer wichtiger Schritt. Die Situation kann als Chance genutzt werden, um breitere Gespräche über Inklusion, Respekt und Anti-Mobbing zu starten – ohne sich dabei auf einen konkreten Fall zu konzentrieren. Schulen und Bildungseinrichtungen sollten klarstellen, dass jede Form von Diskriminierung oder Belästigung aufgrund von Geschlechtsidentität oder sexueller Orientierung inakzeptabel ist. Sensibilisierungstrainings für Lehrkräfte und Lernende zu LGBTQIA+-Themen können Empathie und Respekt für alle Identitäten fördern und so helfen, zukünftige Vorfälle zu verhindern – selbst wenn im aktuellen Fall keine Beweise gefunden werden.

Stärkere Schulrichtlinien sind ebenfalls ein wichtiger Schritt, um Klarheit und Schutz für alle Lernenden zu gewährleisten. Anti-Mobbing- und Anti-Diskriminierungsregeln sollten LGBTQIA+-Themen ausdrücklich einbeziehen und sowohl Lernende als auch Lehrkräfte sollten über diese Regeln und deren Konsequenzen informiert sein. Regelmäßige Fortbildungen für Pädagog*innen und Administrator*innen sind entscheidend, damit sie LGBTQIA+-Konflikte angemessen angehen und auf anonyme Meldungen reagieren können, während ein sicheres und inklusives Umfeld geschaffen wird.

Der sorgfältige Umgang mit anonymen Meldungen ist entscheidend für Fairness. Untersuchungen sollten neutral durchgeführt werden, ohne die Schuld einer Person oder Gruppe von vornherein anzunehmen. Bildungseinrichtungen sollten solche Situationen als Gelegenheit nutzen, das allgemeine Schulklima auf Anzeichen von Spannungen oder Mobbing im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Lernenden zu untersuchen. Die Rechte aller Lernenden müssen respektiert werden, damit sowohl potenzielle Betroffene als auch Beschuldigte fair behandelt werden und niemand ohne Beweise ungerecht beschuldigt oder bestraft wird.

Die Sicherheit der Lernenden hat oberste Priorität. Auch wenn Meldungen anonym sind, sollten LGBTQIA+-Lernende, die sich unsicher fühlen, Unterstützungsangebote erhalten, wie zum Beispiel Beratung, Peer-Gruppen oder Betreuung durch Schulpersonal. Vertrauliche Meldeoptionen sollten ebenfalls bereitgestellt werden, damit sich Lernende, die sich privat wohler fühlen, mit ihren Anliegen melden können.

Das Schulumfeld im Blick zu behalten, ist eine fortlaufende Aufgabe. Bildungseinrichtungen sollten besonders in Bereichen, in denen sich LGBTQIA+-Lernende verletzlich fühlen könnten – wie Toiletten, Flure oder Aufenthaltsräume nach dem Unterricht – verstärkt aufmerksam sein, um mögliche Konflikte oder Mobbingverhalten frühzeitig zu erkennen. Regelmäßige Rückmeldungen von Lernenden, Unterstützungsgruppen und Lehrkräften sind ebenfalls wichtig, um das Schulklima einzuschätzen und sicherzustellen, dass es keine weiteren Vorfälle oder Bedenken gibt.

Das Bekenntnis der Bildungseinrichtung zur Inklusion zu bekräftigen, ist entscheidend. Öffentliche, positive Aussagen, die alle Lernenden unterstützen, insbesondere marginalisierte Gruppen wie LGBTQIA+-Personen, sollten ohne Bezug auf spezifische Vorfälle gemacht werden. Die Bildungseinrichtung sollte ihre Werte von Inklusion, Respekt und Vielfalt betonen und die gesamte Gemeinschaft – Lernende, Lehrkräfte und Angehörige – dazu einladen, eine Kultur der Akzeptanz und des Respekts zu fördern. Anonyme oder unklare Anschuldigungen können als Chance gesehen werden, Bewusstsein zu schaffen und dazuzulernen.

Schließlich ist es wichtig, wachsam zu bleiben. Auch wenn keine konkreten Beweise vorliegen, sollten Bildungseinrichtungen weiterhin auf ähnliche Bedenken oder Konflikte achten. Entwickeln sich Muster, könnten weitere Maßnahmen notwendig sein. Das Anliegen regelmäßig mit Lehrkräften und Lernenden zu besprechen, hilft sicherzustellen, dass potenzielle LGBTQIA+-Konflikte wirksam angegangen und verhindert werden.

Mit einem proaktiven und inklusiven Ansatz können Bildungseinrichtung anonyme oder unklare Vorwürfe im Zusammenhang mit LGBTQIA+-Konflikten so behandeln, dass Sicherheit, Fairness und ein unterstützendes Umfeld für alle Lernenden gefördert werden.


3. Spannungen entschärfen und Konflikte lösen
Die eigenen Stärken erkennen und als Deeskalationsstrategie nutzen
Es gibt keine "einzige Lösung", um Konflikte zu entschärfen. Die Interaktion zwischen Täter*in, betroffener Person und Vermittler*in hängt von der Kombination ihrer Charaktereigenschaften und der Art des Konflikts ab. Und obwohl man keinen Einfluss auf andere hat, ist es besonders hilfreich, die eigenen Charakterstärken zu kennen, um die eigene Persönlichkeit bestmöglich einzusetzen, wenn es darum geht, Konflikte zu lösen. Denkt an Gandhi und Kennedy – unterschiedliche Menschen, unterschiedliche Ansätze zur Konfliktlösung.

Das Konzept der Charakterstärken wurde von den Psychologen Martin Seligman und Christopher Peterson entwickelt, in Zusammenarbeit mit dem VIA Institute on Character, das von Seligman und Neal Mayerson gegründet wurde. Das VIA Inventory of Strengths dient dazu, diese Stärken zu identifizieren. Es hilft Menschen, ihre positiven Eigenschaften zu erkennen und sie anzuwenden, um ihr Leben und ihr emotionales Wohlbefinden zu verbessern. Die 24 identifizierten Charakterstärken wurden in verschiedenen Kulturen untersucht und stehen im Zusammenhang mit dem allgemeinen Wohlbefinden. Sie beeinflussen zum Beispiel die Zufriedenheit im Beruf oder die psychische Gesundheit bei chronischen Erkrankungen. Indem man sich auf diese Stärken konzentriert, kann man Herausforderungen, einschließlich der Konfliktbewältigung, besser meistern.

Die 24 Charakterstärken sind in sechs übergeordnete Kategorien von Tugenden unterteilt: Weisheit, Mut, Menschlichkeit, Gerechtigkeit, Mäßigung und Transzendenz. Jede Tugend umfasst mehrere Charakterstärken, die positive Eigenschaften und Qualitäten widerspiegeln. Diese Tugenden und ihre entsprechenden Stärken helfen Menschen, Wissen zu fördern, zwischenmenschliche Beziehungen aufzubauen, emotionale Resilienz zu entwickeln und einen tieferen Sinn im Leben zu finden.

Weisheit bezieht sich auf die Tugend, die es Menschen ermöglicht, Wissen zu erwerben und dieses kreativ und effektiv einzusetzen. Menschen mit Stärken in der Weisheit zeichnen sich dadurch aus, dass sie Situationen gründlich durchdenken und neue Wege finden, Herausforderungen zu begegnen. Zu den zentralen Stärken in dieser Kategorie gehören Kreativität, also die Fähigkeit, innovative Lösungen für Probleme zu finden; Neugier, die ein breites Interesse an vielen Themen widerspiegelt; Aufgeschlossenheit, also die Fähigkeit, Themen aus verschiedenen Perspektiven zu betrachten; die Freude am Lernen, also dem Beherrschen neuer Themen und Fertigkeiten; und Weitsicht, die sich durch kluge Ratschläge und eine vernünftige Sicht auf die Welt auszeichnet.

Mut ist die Tugend, die mit emotionaler Resilienz und der Fähigkeit verbunden ist, Schwierigkeiten oder Widerständen zu begegnen und dabei auf Ziele hinzuarbeiten. Zu den Charakterstärken, die mit Mut verbunden sind, gehören Ehrlichkeit, also die Praxis, ehrlich zu sprechen und authentisch zu sein; Tapferkeit, d.h. sich Herausforderungen und Bedrohungen zu stellen, ohne zurückzuweichen; Beharrlichkeit, also die Entschlossenheit, Aufgaben trotz Hindernissen zu vollenden; und Lebensfreude, d.h. das Leben mit Energie und Begeisterung anzugehen.

Menschlichkeit ist eine Tugend, die sich auf die Fürsorge für andere und die Verbindung mit anderen konzentriert. Menschen mit ausgeprägter Menschlichkeit besitzen zwischenmenschliche Stärken, die Freundlichkeit und Mitgefühl fördern. Wichtige Charakterstärken in diesem Bereich sind Güte, also Gutes für andere zu tun, Liebe, d.h. den Wert enger Beziehungen zu anderen Menschen zu betonen, und soziale Intelligenz, also das Bewusstsein für die Emotionen und Motive anderer Menschen.

Gerechtigkeit spiegelt bürgerliche Stärken wider, die ein Gefühl von Fairness und Gemeinschaftswohl fördern. Personen, die die Tugend der Gerechtigkeit verkörpern, setzen sich für Gleichberechtigung und Teamarbeit ein. Die zentralen Stärken in dieser Gruppe sind Fairness, also alle gleich zu behandeln; Führungsstärke, die die Fähigkeit beschreibt, Gruppenaktivitäten zu organisieren und zu leiten; und Teamarbeit, also das effektive Zusammenarbeiten mit anderen in einem kooperativen Umfeld.

Mäßigung ist die Tugend der Selbstbeherrschung und des Maßhaltens, die Menschen hilft, sich vor Exzessen zu schützen. Zu den Charakterstärken, die mit Mäßigung verbunden sind, gehören Vergebung, also das Loslassen von Groll gegenüber Menschen, die Schaden angerichtet haben; Bescheidenheit, die darin besteht, Erfolge für sich sprechen zu lassen, ohne Aufmerksamkeit zu suchen; Klugheit, also die Fähigkeit, vorsichtige und durchdachte Entscheidungen zu treffen; und Selbstregulation, d.h. Disziplin bei der Kontrolle von Emotionen und Impulsen.

Transzendenz ist die Tugend, die Menschen hilft, sich mit einem höheren Zweck zu verbinden – sei es durch Spiritualität, Religion oder ein Gefühl von Ehrfurcht und Dankbarkeit. Zu den Stärken im Bereich der Transzendenz gehören die Wertschätzung von Schönheit, die sich in der Anerkennung und Wertschätzung von Schönheit und Exzellenz in der Welt zeigt; Dankbarkeit, die Praxis, Dankbarkeit für die guten Dinge im Leben auszudrücken; Hoffnung, der Glaube, dass gute Dinge möglich sind, und das Engagement, sie zu verwirklichen; Humor, der anderen Freude und Lachen bringt; und Religiosität, der Glaube an einen höheren Sinn und Zweck im Leben.

Jede dieser Tugenden und ihre dazugehörigen Stärken spielen eine bedeutende Rolle in der persönlichen Entwicklung. Sie helfen Menschen, ein Leben voller Sinn, Resilienz und positiver Beziehungen zu führen.

Weitere Materialien:
☍ verywellmind.com



Einvernehmliche Konfliktlösung
Um eine einvernehmliche Konfliktlösung zu erreichen, ist es wichtig, grundlegende Prinzipien zu beachten, die das Verständnis und die Zusammenarbeit zwischen den beteiligten Parteien fördern.

Offene Kommunikation ist ein zentrales Prinzip, das ehrliche und respektvolle Gespräche fördert, um sicherzustellen, dass die Perspektiven und Anliegen aller Parteien vollständig verstanden werden. Durch die Schaffung eines Raums für transparente Kommunikation können Missverständnisse minimiert werden, was einen produktiveren Austausch von Ideen ermöglicht.

Aktives Zuhören spielt in diesem Prozess eine entscheidende Rolle, da es sicherstellt, dass alle Parteien einander aufmerksam und ohne Unterbrechung zuhören. Diese Art der Engagements hilft, die Gefühle und Standpunkte der anderen zu verstehen und zu zeigen, dass jede Perspektive wertgeschätzt wird. Darüber hinaus wird Empathie gefördert, um ein tieferes Verständnis zu schaffen. Indem man die Emotionen und Erfahrungen derjenigen berücksichtigt, mit denen man im Konflikt steht, können Spannungen abgebaut und bessere Lösungen gefunden werden.

Gegenseitiger Respekt ist unerlässlich, um eine konstruktive Atmosphäre zu bewahren, selbst wenn Meinungsverschiedenheiten auftreten. Es ist wichtig, dass alle Beteiligten unabhängig von unterschiedlichen Ansichten mit Würde behandelt werden. Im Sinne der Zusammenarbeit sollten die Parteien gemeinsam Lösungen finden, die die Bedürfnisse und Interessen aller Beteiligten berücksichtigen. Bei diesem kooperativen Ansatz liegt der Schwerpunkt auf der Suche nach einem Ergebnis, bei dem alle Parteien von der Lösung profitieren.

Problemlösung steht im Mittelpunkt, indem der Fokus weg von Schuldzuweisungen hin zur Identifikation der zugrunde liegenden Probleme verlagert wird. Indem die Parteien gemeinsam daran arbeiten, praktische Lösungen zu entwickeln, können die eigentlichen Ursachen des Konflikts angegangen und eine nachhaltigere Lösung gefunden werden.

In einigen Fällen kann eine neutrale Mediation hilfreich sein. Ein*e neutrale*r Mediator*in oder Moderator*in kann den Lösungsprozess leiten, dabei Fairness gewährleisten und verhindern, dass eine Seite die Diskussion dominiert. Dies schafft ein ausgewogenes Umfeld, in dem sich alle Parteien gehört und unterstützt fühlen.

Vertraulichkeit ist ein weiteres wichtiges Prinzip, da es die Privatsphäre der beteiligten Personen schützt, indem die Gespräche vertraulich behandelt werden. Dies baut nicht nur Vertrauen auf, sondern bewahrt die Beteiligten auch vor möglichen negativen Konsequenzen, die aus dem Konflikt entstehen könnten.

Nach der Konfliktlösung ist Nachbereitung unerlässlich. Es ist wichtig sicherzustellen, dass die vereinbarten Lösungen umgesetzt werden und die Situation bei Bedarf erneut überprüft wird. So kann sichergestellt werden, dass verbleibende oder neue Probleme angesprochen werden und die Lösung langfristig wirksam bleibt.

Schließlich sind Bildung und Schulung entscheidend, um die Fähigkeiten zur Konfliktlösung bei Lernenden und Mitarbeitenden zu fördern. Regelmäßige Schulungen vermitteln Techniken und Strategien, die für den konstruktiven Umgang mit Konflikten notwendig sind und tragen letztlich zu einer positiveren Schulkultur bei.

Weitere Materialien:
☍ unesdoc.unesco.org



Meinungskonflikt ohne Betroffene*r-Täter*in Szenario
Jemandem zu erklären, dass seine Meinung oder Aussage zu LGBTQIA+-Themen nicht korrekt ist, kann auf respektvolle und einfühlsame Weise geschehen, wenn man einen durchdachten Ansatz wählt. Der erste Schritt ist aktives Zuhören. Bevor man seine eigene Sichtweise teilt, ist es wichtig, aufmerksam zuzuhören, um die Perspektive der anderen Person vollständig zu verstehen. Dies zeigt Respekt für ihre Gefühle und stellt sicher, dass die eigene Antwort auf ihre tatsächlichen Anliegen eingeht, anstatt auf Annahmen zu basieren.

Der nächste Schritt ist das Anerkennen ihrer Perspektive. Auch wenn man nicht einer Meinung ist, hilft es, die Gültigkeit ihrer Gefühle oder Bedenken anzuerkennen. Man könnte beispielsweise sagen: „Ich verstehe, warum Sie das so sehen könnten, weil...“ Dies zeigt Empathie und schafft ein offeneres Gesprächsklima. Ebenso wichtig ist die Verwendung von „Ich“-Aussagen, um die eigene Antwort zu formulieren. Anstatt absolute Urteile zu fällen, kann man seine Perspektive mit Worten wie „Ich sehe das anders, weil...“ darlegen. Das hält das Gespräch persönlich und vermeidet Konfrontationen.

Argumente und Begründungen vorzubringen, ist eine effektive Möglichkeit, die eigene Sichtweise zu teilen. Man kann seine Meinung untermauern, indem man logische Gründe oder Forschungsergebnisse anführt, z. B. „Auf der Grundlage der Studien, die ich gelesen habe, scheint es so, dass...“ Damit stützt man die eigene Position auf Fakten, ohne die Erfahrungen oder Meinungen der anderen Person direkt zu entwerten.

Während des Gesprächs ist es wichtig, ruhig und respektvoll zu bleiben. Ein ruhiger Tonfall und der Verzicht auf abwertende Sprache helfen, die Diskussion sachlich zu halten. Fragen zu stellen ist ebenfalls eine wertvolle Technik, da es die andere Person dazu ermutigt, ihre Ansichten zu reflektieren. Man könnte zum Beispiel fragen: „Haben Sie schon einmal diesen Aspekt des Themas bedacht?“ Dies regt zum Nachdenken an, ohne dass sich die Person angegriffen fühlt.

Alternativen anzubieten, anstatt nur darauf hinzuweisen, was falsch ist, kann das Gespräch in Richtung Lösungen lenken. Sie könnten zum Beispiel vorschlagen: „Eine alternative Herangehensweise könnte sein...“ Das spricht nicht nur die Sichtweise der anderen Person an, sondern bietet auch einen konstruktiven Weg nach vorne. Ebenso hilft es, Gemeinsamkeiten zu suchen, um eine kooperative Diskussion aufzubauen. Sie könnten sagen: „Wir sind uns beide einig, dass das ein wichtiges Thema ist, aber...“ Gemeinsame Werte zu finden, hält den Dialog positiv und partnerschaftlich.

Offenheit für Diskussionen ist entscheidend, um gegenseitigen Respekt zu fördern. Indem Sie zeigen, dass Sie bereit sind, Ihre eigenen Ansichten zu überdenken und zu diskutieren, signalisieren Sie, dass Sie die Meinung der anderen Person schätzen und an einem konstruktiven Austausch interessiert sind. Diese Offenheit kann Vertrauen aufbauen und das Gespräch produktiver gestalten.

Abschließend ist es hilfreich, positiv zu enden, selbst wenn es weiterhin Meinungsunterschiede gibt. Sie könnten beispielsweise sagen: „Ich schätze die Gelegenheit, das mit Ihnen zu besprechen, und hoffe, dass wir beide weiterhin voneinander lernen können.“ Das lässt Raum für zukünftige Gespräche und zeigt, dass trotz der Meinungsverschiedenheit gegenseitiger Respekt erhalten bleibt.

Indem Sie den Fokus auf Verständnis, Respekt und einen konstruktiven Dialog legen, können Sie Meinungsverschiedenheiten auf eine Weise navigieren, die Wachstum fördert und positive Beziehungen bewahrt.


Eskalation inakzeptabler homophober und transphober Gewalt in der Schule
LGBTQIA+-Lernende sind Belästigungen sowie queerfeindlicher Gewalt besonders ausgesetzt – sei es durch andere Lernende oder Lehrende. Bildungseinrichtungen tragen die Verantwortung, sie zu schützen, indem sie präventiv handeln, die Betroffenen unterstützen und Täter*innen angemessen bestrafen.

LGBTQIA+-feindliches Verhalten kann in vielen Formen auftreten, und es ist wichtig, diese schädlichen Handlungen zu erkennen und dagegen vorzugehen. Ein Beispiel ist die nicht-einvernehmliche Offenlegung der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität einer Person, was deren Privatsphäre verletzen und ein feindseliges Umfeld schaffen kann. Erniedrigende Kommentare, Spott, Stereotype und Beleidigungen, die auf der sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität basieren, sind ebenfalls Formen von LGBTQIA+-Feindlichkeit. Auch Verhaltensweisen wie das Aufzwingen von Geschlechterrollen, frauenfeindliche Bemerkungen, queerfeindliche Witze oder die Weigerung, den gewählten Vornamen oder die Pronomen einer Person zu verwenden, tragen zu einer respektlosen und unsicheren Atmosphäre für LGBTQIA+-Lernende bei.

Bestimmte Orte und Situationen innerhalb von Bildungseinrichtungen erfordern besondere Aufmerksamkeit, da sie anfälliger für LGBTQIA+-feindliches Verhalten sein können. Private Bereiche wie Toiletten und Umkleideräume sind Orte, an denen Lernende sich besonders verletzlich fühlen können. Ebenso können Gemeinschaftsbereiche wie Pausenhöfe und Kantinen Schauplätze von Ausgrenzung oder Belästigung sein. Körperbezogene Aktivitäten können Lernende ebenfalls diskriminierenden Bemerkungen oder Behandlungen aussetzen.

Um die Reaktion auf LGBTQIA+-feindliches Verhalten zu verbessern, können Bildungseinrichtungen mehrere Maßnahmen ergreifen. Erstens können sie Messinstrumente einsetzen, um Vorfälle von LGBTQIA+-Feindlichkeit zu identifizieren. Die Mobilisierung der schulischen Gremien und die Einbindung von Gleichstellungsbeauftragten können ebenfalls dazu beitragen, diese Probleme anzugehen. Die Aufnahme der Konzepte von Queerfeindlichkeit in die Schulordnung unterstreicht die Botschaft, dass solches Verhalten inakzeptabel ist. Die Schulung des pädagogischen Personals und die Sensibilisierung der Lernenden für die Konsequenzen LGBTQIA+-feindlichen Verhaltens sind essenzielle Schritte, um eine inklusivere Umgebung zu schaffen.

Die Unterstützung von Betroffenen ist ein entscheidender Teil im Kampf gegen LGBTQIA+-feindliche Gewalt. Aktives und einfühlsames Zuhören zeigt den Betroffenen, dass sie gehört und wertgeschätzt werden. Bildungseinrichtungen sollten Lernende außerdem an spezialisierte Unterstützungsdienste verweisen, um ihnen die benötigte Hilfe zu bieten.

Im Umgang mit den Täter*innen von LGBTQIA+-feindlichem Verhalten ist es wichtig, verhältnismäßige und pädagogische Sanktionen anzuwenden. Diese könnten Maßnahmen zur Verantwortungsübernahme umfassen, die zur Reflexion ihres Handelns anregen. Darüber hinaus ist es entscheidend, den Täter*innen zu helfen, die Stereotype zu verstehen, die sie aufrechterhalten und die Konsequenzen ihres Verhaltens zu begreifen, um zukünftige Vorfälle zu verhindern.

Abschließend erfordert eine wirksame Reaktion auf LGBTQIA+-feindliche Gewalt einen umfassenden Ansatz, der die gesamte Bildungsgemeinschaft einbezieht. Indem Bildungseinrichtungen ein respektvolles und inklusives Klima fördern, können sie dazu beitragen, Fälle von LGBTQIA+-Feindlichkeit zu reduzieren und allen Lernenden das Gefühl geben, sicher und respektiert zu sein.


Was ist, wenn die Lehrkraft nicht neutral, sondern auch LGBTQIA+ ist?
Lesen Sie das folgende Zeugnis eines Lehrers, der schwul ist und afrikanische Wurzeln hat und in Großbritannien lebt. Hätten Sie in Bezug auf die Lösung potenzieller Konfliktsituationen etwas anders gemacht?

Quelle:
☍ Reflection over a testimony article



4. Protokoll zur Unterstützung nach einem Konflikt
In einer Schulumgebung wird die Unterstützung nach einem Konflikt oft durch sehr präzise Regeln geregelt: Die Methode für die Gespräche wird für die betroffene Person, die Zeug*innen und die Täter*innen, aber auch für die Angehörigen dieselbe sein. Ziel dieser Gespräche ist es, die Aussagen aller Beteiligten anzuhören, um die Situation zu verstehen und die bestmöglichen Maßnahmen zu ergreifen. Die Person, die für den Vorfall verantwortlich ist, führt die Gespräche in der unten aufgeführten Reihenfolge durch.

Es wird empfohlen, den Vorfall schriftlich festzuhalten, entweder in Form eines Berichts oder auf einem Gesprächsbogen, der folgende Fragen enthält: Wer/Was/Wann/Wo?

Eine schriftliche Aufzeichnung ermöglicht es, eine angemessene Nachverfolgung mit den beteiligten Personen sicherzustellen und die verschiedenen ergriffenen Maßnahmen zu dokumentieren.


Gespräch mit der betroffenen lernenden Person
Die betroffene lernende Person benötigt Unterstützung. Je nach Kontext ist es notwendig:
  • Die Fähigkeit der lernenden Person einzuschätzen, auf die Situation zu reagieren
  • Herauszufinden, wie oft die Person Gewalt ausgesetzt war
  • Die Person zu fragen, wie sie sich fühlt
  • Beruhigen Sie sie, indem Sie ihnen anbieten, für ihre Sicherheit zu sorgen, falls nötig, damit sie sich sicher fühlen.
  • Die Person zu fragen, was sie benötigt und ob sie Wünsche hinsichtlich der Bewältigung ihrer Situation hat, dabei klare und verhandelbare Anfragen zu stellen
  • Die Person darüber zu informieren, dass ihre Situation von nun an regelmäßig geprüft wird
  • Der Person vorzuschlagen, an der Lösung der Situation mitzuwirken, und ihre Bemühungen zu würdigen, wenn sie dies tut.



Gespräch mit den Zeug*innen
Die Zeug*innen werden einzeln angehört, unabhängig davon, ob sie auf die Belästigungssituation reagiert haben oder nicht. Der Schwerpunkt sollte auf der pädagogischen Dimension dieser Gespräche liegen und darauf, die Lernenden zu beruhigen, die möglicherweise durch die beobachtete Gewalt verunsichert sind. Wenn Zeug*innen zum Belästigungsprozess beigetragen haben, indem sie den/die Täter*in ermutigt haben, ist es ebenfalls ratsam, eine Gruppenintervention durchzuführen, um das Bewusstsein zu schärfen und an den psycho-sozialen Kompetenzen der Lernenden zu arbeiten.


Gespräch mit dem/der Täter*in
Dem/der Täter*in wird mitgeteilt, dass sich Mitlernende Person über wiederholte Gewalt beschwert hat, ohne jedoch Details zu nennen, damit die Person sich äußern und deren Version der Ereignisse schildern kann. Je nachdem, inwieweit die Fakten anerkannt werden, ist es entscheidend, ihn/sie an die Regeln des Zusammenlebens und die Werte der Bildungseinrichtung zu erinnern und aufzufordern, die Belästigung zu beenden. Ebenso wichtig ist es, die Konsequenzen von Belästigung aufzuzeigen. Es muss überprüft werden, ob der/die Täter*in die Schwere seines/ihres Verhaltens versteht und die erwartete Haltung erneut erklärt werden, um ihm/ihr seine/ihre Verantwortung bewusst zu machen. Es ist außerdem wichtig, einen klaren und ruhigen Rahmen zu setzen, um den/die Täter*in aufzufordern, bei der Lösung der gewaltsamen Situation mitzuwirken. Man kann ihn/sie fragen, was er/sie dafür tun muss. Je nach Art und Schwere der Belästigung wird die Einrichtungsleitung den/die Lerner*in über mögliche disziplinarische Maßnahmen informieren. Wenn mehrere Lernende die Täter*innen sind, werden sie einzeln nach demselben Protokoll angehört.


Gespräch mit den Eltern (wie gesetzlich vorgeschrieben)
  • Die Familie des/der betroffenen Lernenden wird angehört, unterstützt und über den Schutz ihres Kindes informiert. Sie werden in die Lösung der Situation einbezogen, über ihre Rechte aufgeklärt und gebeten, den ergriffenen Maßnahmen zuzustimmen. Dabei wird besonders betont, wie wichtig die Schutzfunktion der Bildungseinrichtung ist und dass alle Beteiligten zusammenarbeiten müssen, um diese zu gewährleisten.
  • Die Familie der Täterin oder des Täters werden ebenfalls informiert und über die Situation aufgeklärt. Ihnen wird erklärt, welche Konsequenzen das Verhalten ihres Kindes für die betroffene Person hatte, welche Sanktionen möglich sind und welche Maßnahmen zur Wiedergutmachung und Unterstützung es gibt. Ihre Unterstützung ist wichtig, um das Problem zu lösen, besonders wenn sie ihr Kind dabei unterstützen, zur Lösung beizutragen.
  • Zeugen von Belästigungen, ob aktiv oder passiv, spielen eine wichtige Rolle. Es ist daher entscheidend, sie willkommen zu heißen und auch mit ihren Angehörigen ins Gespräch zu kommen, um die Situation zu klären.

Reflexion: Gibt es an Ihrer Schule oder Bildungseinrichtung bereits ein standardisiertes Protokoll zur Unterstützung der Nachkonfliktlösung? Wäre es sinnvoll, ein solches Protokoll zu haben?


5. Leitlinien für die institutionelle Unterstützung in Konfliktsituationen
Ermittlung des nationalen Rechtsrahmens
In diesem Abschnitt wird jede Sprachversion des Moduls auf ein spezifisches Richtliniendokument verweisen, das von jeder Bildungseinrichtung als Inspiration genutzt werden kann, um ein eigenes internes Dokument zur Unterstützung der Inklusion von LGBTQIA+-Lernenden und -Mitarbeitenden zu erstellen.
Die nationale Politik kann, wie in Bulgarien von einem Verbot jeglicher LGBTQIA+-Bezüge an Schulen und Bildungseinrichtungen, bis hin zu einer mehrjährigen nationalen Kampagne zur Förderung der LGBTQIA+-Rechte an Schulen, wie in Frankreich, reichen. Es ist klar, dass der Weg zur Inklusion kurvenreich und noch lange nicht vorbei ist. br> In Deutschland ist das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz (AGG) die zentrale gesetzliche Grundlage, die die Diskriminierung aufgrund der sexuellen Identität verbietet. Dieses Gesetz gilt auch im Bildungsbereich und schützt somit LGBTQIA+-Lernende vor Benachteiligung. Zudem haben einige Bundesländer spezifische Bildungspläne und Richtlinien entwickelt, die die Akzeptanz sexueller und geschlechtlicher Vielfalt fördern. Der "Aktionsplan 'Queer leben'" der Bundesregierung bildet den zentralen Rahmen für die Inklusion von LGBTQIA+-Lernenden. Dieser Plan umfasst Maßnahmen in sechs Handlungsfeldern: rechtliche Anerkennung, Teilhabe, Sicherheit, Gesundheit, Stärkung der Beratungs- und Communitystrukturen sowie Internationales.

☍ Aktionsplan “Queer leben”



Vorgeschlagene Inhalte für eine institutionelle Richtlinie
Eine typische Schulrichtlinie zur Unterstützung der LGBTQIA+-Inklusion könnte die folgenden Punkte umfassen:

✔ VERANSTALTUNGEN ORGANISIEREN
  1. Geschlechtergerechte Sprache wird in allen Veranstaltungsmitteilungen, einschließlich Einladungen, verwendet
  2. Veranstalter*innen werden darüber informiert, dass Lernende das Recht haben, mit einem/einer Partner*in ihrer Wahl – unabhängig vom Geschlecht – teilzunehmen und Kleidung nach ihrer eigenen Wahl zu tragen.
  3. Mindestens eine Person des Veranstaltungskomitees wird als „Inklusionsbeauftragte*r“ benannt, um sicherzustellen, dass sich alle Lernenden willkommen fühlen.

✔ PRIVATSPHÄRE
  1. Schulpersonal wird weder gebeten noch verpflichtet, die sexuelle Orientierung oder Geschlechtsidentität von Lernenden ohne deren Zustimmung preiszugeben – auch nicht gegenüber der Familie der Lernenden.
  2. Die Datenschutzrichtlinien der Bildungseinrichtung beinhalten explizit die Vertraulichkeit von Informationen zu sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität der Lernenden.

✔ RICHTLINIEN
  1. Die Anti-Mobbing-Richtlinie der Bildungseinrichtung enthält ausdrücklich Formulierungen, die Belästigung aufgrund von Geschlechtsidentität, sexueller Orientierung und geschlechtlicher Ausdrucksformen untersagen.
  2. Die Richtlinie gibt Beispiele für Belästigungen, die auf tatsächlicher oder wahrgenommener sexueller Orientierung und Geschlechtsidentität basieren.
  3. Die Wirksamkeit des Anti-Mobbing-Programms der Bildungseinrichtung wird jährlich durch Befragungen von Lernenden und Personal evaluiert.
  4. Administrative Formulare und Mitteilungen verwenden geschlechtsgerechte Sprache und bieten Lernenden die Möglichkeit, ihre Geschlechtsidentität anzugeben. Bei Bedarf werden Aktualisierungen vorgenommen.
  5. Die Anti-Diskriminierungs-Richtlinie der Bildungseinrichtung erklärt die Unterstützung von LGBTQIA+-Lehrkräften und -Personal ausdrücklich.

✔ ANTI-MOBBING
  1. Die Bildungseinrichtung verfügt über eine*n festgelegte*n Anti-Mobbing-Koordinator*in sowie eine Anti-Mobbing-Arbeitsgruppe.
  2. Mitarbeitende werden speziell geschult, um Mobbingvorfälle, die LGBTQIA+-Lernende betreffen, zu verhindern und darauf zu reagieren.
  3. Der Name und die Kontaktdaten der/des Anti-Mobbing-Koordinator*in der Bildungseinrichtung werden im Sekretariat, auf der Website der Bildungseinrichtung und im Lernendenhandbuch veröffentlicht.
  4. Die Bildungseinrichtung kommuniziert regelmäßig und effektiv mit Lernenden, Eltern oder Erziehungsberechtigten sowie der Gemeinschaft über Themen wie das Schulklima und Mobbing.
  5. Das Personal stellt sicher, dass die Reaktionen auf Berichte über Belästigungen die Lernende, die wegen ihrer tatsächlichen oder vermeintlichen LGBTQIA+-Identität belästigt wurden, nicht weiter stigmatisieren.
  6. Lehrkräfte und Administrator*innen werden über häufige Mythen zu Mobbing aufgeklärt, wie z. B. die Vorstellung, dass LGBTQIA+-Lernende durch das Ausdrücken ihrer sexuellen Orientierung oder Geschlechtsidentität „selbst schuld“ seien.
  7. Beratungsfachkräfte sind mit LGBTQIA+-Themen gut vertraut.

✔ SCHULKULTUR
  1. Der Dresscode der Bildungseinrichtung ist inklusiv und ermöglicht eine Vielfalt an geschlechtlichen Ausdrucksformen, auch für Jahrbuchfotos.
  2. Die Bildungseinrichtung verfügt über geschlechtsneutrale Toiletten oder Einzelkabinen sowie private Umkleidebereiche.


✔ TOLERANZ FÖRDERN
  1. Lernende können Toiletten und Umkleideräume nutzen, die ihrer Geschlechtsidentität entsprechen.
  2. Die Bildungseinrichtung verfügt über eine Lernendenvereinigung, die sich gegen LGBTQIA+-Mobbing und -Belästigung einsetzt.
  3. Innerhalb der Schulkultur haben Mitarbeitende keine Angst, sich als Verbündete von LGBTQIA+- und geschlechtsnonkonformen Lernenden zu positionieren.
  4. LGBTQIA+-Lehrkräfte und -Personal fühlen sich sicher, am Arbeitsplatz offen mit ihrer Identität umzugehen.
  5. Die Bildungseinrichtung lobt öffentlich oder belohnt formell Mitarbeitende, die ein sicheres und inklusives Umfeld fördern, z. B. mit einem „Fairness-Leader“-Zertifikat am Ende des Schuljahres.

✔ LEHRPLAN
  1. Der Gesundheits- und Sexualkundeunterricht der Bildungseinrichtung schließt alle sexuellen Orientierungen und Geschlechtsidentitäten mit ein. Der Lehrplan vertritt keine heteronormative Sichtweise auf Sexualität und Geschlecht (d. h. die Annahme, dass Lernende nur über heterosexuelle sichere Sexualpraktiken und Gefühle Bescheid wissen müssen).
  2. Der akademische Lehrplan der Bildungseinrichtung integriert LGBTQIA+-Perspektiven, -Stimmen, -Geschichten und aktuelle Ereignisse.
  3. Die Bibliothek der Bildungseinrichtung enthält Bücher und Materialien zu LGBTQIA+-Personen, -Geschichte, -Ereignissen und -Themen.



Links zum “Toolkit der Botschaftler*innen für Vielfalt”
Um diese Lernpfade zu ergänzen, sind Sie eingeladen, sich mit den drei im Rahmen dieses Projekts entwickelten Toolkits vertraut zu machen. Mit Ihrem neuen Wissen können Sie zum/zur Diversity-Botschafter*in Ihrer Bildungseinrichtung werden und anderen dabei helfen, die Inklusion von LGBTQIA+-Lernenden und -Mitarbeitenden an der Bildungseinrichtung zu verbessern.
    ☍ Toolkits



6. Fragen zur Selbstreflexion
Durch langfristige Förderung eines Klimas der Akzeptanz und des Miteinanders lassen sich Konflikte, die durch anti-LGBTQIA+-Diskriminierung entstehen, oft vorbeugen. Werden jedoch Warnzeichen übersehen und ein Konflikt entsteht, stehen Pädagog*innen verschiedene Strategien zur Verfügung, um die betroffene Person zu schützen und den/die Verursacher*in dabei zu unterstützen, aus den eigenen Fehlern zu lernen.

CHECKLISTE ZUR ÜBERPRÜFUNG DER LERNINHALTE
✔ Klare Vorstellung von Präventionsstrategien
✔ Wissen, wie Frühwarnzeichen erkannt und behandelt werden können
✔ Bewusstsein für Techniken der Konfliktlösung
✔ Einsatz von Nachverfolgungsstrategien für alle am Konflikt beteiligten Parteien
✔ Bewusstsein für institutionelle Richtlinien zur wirksamen Prävention, Verwaltung und Lösung von Konflikten


Fragen zur Selbstreflexion
  1. Haben sich Ihre Ansichten in Bezug auf LGBTQIA+-Realitäten weiterentwickelt, sodass Sie nun über weitere Aspekte Ihres Unterrichts nachdenken, die Sie bisher nicht hinterfragt haben?


  2. Welche Beispiele für Konfliktanzeichen haben Sie überrascht? Gab es Konflikte, die Sie in der Vergangenheit ignoriert haben?


  3. Fühlen Sie sich sicher in Ihren persönlichen Fähigkeiten und Ansätzen, um einen LGBTQIA+-bezogenen Vorfall zu entschärfen?


  4. Hat Ihre Bildungseinrichtung ein formales Protokoll für Konfliktmanagement?


  5. Würden Sie in Betracht ziehen, der/die Diversity-Botschafter*in Ihrer Bildungseinrichtung zu werden und das Schulteam dabei zu unterstützen, die Inklusion von LGBTQIA+-Lernenden und Mitarbeitenden zu verbessern?